Malawi

"Was du hörst, vergisst du. Was du siehst, erinnerst du. Aber was du anfasst, verstehst du."

(Sprichwort aus Malawi)

Datum:

22. Juni 2008 bis 2. Juli 2008

Strecke:

1'196 km

Diesel:

234,5 Kwacha/Liter (Mzuzu)

Währung:

1 Kwacha = 100 Tambala; 1 US-$ = 135 Kwacha

Visum:

70 US-$; in Lilongwe ausgestellt; an der Grenze gratis zwei Tage lang gültige Aufenthaltsbewilligung erhalten

Route:

Chiponde (Grenze zu Moçambique) - Mangochi - Nkopola - Kasankha - Chantulo - Kasinje - Masasa - Lilongwe - Ntchisi - Mbobo - Kasungu - Mzuzu - Rumphi - Karonga - Mwandenga (Grenze zu Tansania)

Klima:

Temperaturen:

Sonnentage:

Regentage:

Durchzogene Tage:

Ø  10  bis Ø 22 ° C

4

0

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Fotoalbum

Tagebuch

22. Juni 2008

...und in Malawi eingereist. Die üblen Vorwarnungen im Internet, wonach Schweizer nicht oder nur mit grössten Problemen in Malawi einreisen können würden, haben sich nicht bewahrheitet. Tatsache ist, dass Schweizer für Malawi ein Visum benötigen, und dass dieser Grenzposten keine Visa ausstellen darf. Dafür erhalten wir innert 40 Minuten eine temporäre Aufenthaltsbewilligung, um innerhalb von zwei Tagen im Immigration Office in Lilongwe ein Visum zu beantragen. Wir freuen uns, nicht mehr in Moçambique zu sein, und tuckern glücklich und zufrieden durch Malawi.

Nach Mangochi führt uns eine gute Teerstrasse, die nachher in Richtung Monkey Bay von einer erdigen Schotterpiste abgelöst wird. Zum wiederholten Male sehen wir, dass, wenn in Afrika eine Strasse repariert wird, ein paar Meter neben der Strasse eine Piste erstellt wird, auf die dann der Verkehr umgeleitet wird. Die Strecke wird von vielen kleinen Dörfern, unzähligen Baobabs und sonstigen Bäumen gesäumt.

Kurz vor Monkey Bay übernachten wir auf dem unmittelbar am Ufer des Malawisees gelegenen Campingplatz der Nkhudzi Lodge. Ein herrlich ruhiger Campingplatz mit wunderbarer Aussicht auf den Malawisee.

23. Juni 2008

Auf schmalen Pisten geht es heute auf Sand-, Erd- und Steinpisten nach Kasinje. Immer wieder machen wir kleine Halts, um Fotos zu machen. Mit manchen Leuten kommen wir ins Gespräch, manche winken uns zu, und wiederum andere staunen bloss, hier in dieser entlegenen Ecke Malawis Weisse zu sehen. Wir können nicht verstehen, wie die Menschen alles Mögliche auf dem Kopf transportieren. Von Schulheftern über Strohballen bis zur Holzhacke wird prinzipiell alles auf dem Kopf balanciert.


Ausnahmsweise treffen wir auf einmal auf einen Baobab, der nicht mehr besonders gesund aussieht - er liegt nämlich schon lange am Boden. Trotzdem kann man noch gut seine Ausmasse erkennen. Wir sind wieder einmal baff, wie riesig diese Bäume werden können. Wir sind nicht nur durch die Grösse des Baobabs beeindruckt, sondern auch durch die riesigen Felder, welche von der Bevölkerung abgebrannt werden. Auf unserer ganzen Reise seit Sambia haben wir immer wieder solche abgebrannten Strassenränder und Felder gesehen, aber nirgends in so einem intensiven Ausmass wie hier am südlichen Ende des Malawisees.

Es gibt viele Brücken zu überqueren, die teilweise einen nicht besonders vertrauenswürdigen Eindruck erwecken. Bevor Helen über die Brücken fährt, steigt Markus jeweils aus, um im Vorfeld deren Beschaffenheit zu überprüfen. Wie er aus diesem Grund über eine etwas längere Brücke marschiert, begegnet ihm eine in Fetzen gekleidete Gestalt mit einer grossen roten Maske. In jeder Hand hält diese Gestalt eine lange Machete. Wortlos schreitet die Gestalt über die Brücke und bleibt vor dem Wagen, wo Helen auf das Fahrkommando von Markus wartet, stehen. Helen total fasziniert, aber auch vor Angst erstarrt, zückt den Fotoapparat. Leider wird aus dem Foto nichts, da der Mann mit der roten Maske mit den beiden Macheten wild in der Luft herumfuchtelt. Helen packt das Grausen, und sie ist froh, dass ihr Markus endlich das Zeichen gibt, über die Brücke zu fahren. Kaum am anderen Ufer angekommen, beschliessen wir, diese Gestalt nochmals aufzusuchen und dem Sinn und Zweck dieser „Verkleidung“ auf den Grund zu gehen. Nach einigem Suchen landen wir in einem Dorf, wo man uns erklärt, die Gestalt sei hier in der Nähe. Die Menschen verstehen nicht genau, was wir von dieser Person wollen, erklären sich aber bereit, diesen Mann per Bote holen zu lassen. Tatsächlich erscheint sie kurz darauf in Begleitung einer weiteren, ähnlich gekleideten Gestalt, und sie wetzen ihre Macheten, tanzen umher und posieren für Fotos. Wie man uns erklärt, begleiten diese „Gestalten“ die Seelen Verstorbener in die Totenwelt. Sobald jemand im Sterben liegt, werden diese Gestalten gerufen, und zwei Tage sowie eine Woche nach dem Versterben kommen sie nochmals vorbei, um sicherzustellen, dass die Seelen in die Ahnenwelt Eingang gefunden haben. Dank dieser Erklärungen wird uns klar, weshalb die Kinder Angst vor den Gestalten haben, und weshalb eine Frau die ganze Zeit laut klagte und weinte: Sie hatte wohl ein krankes Familienmitglied und war in grösster Sorge, dass die Gestalten zu ihr bzw. zu ihrem Familienmitglied kommen würden. Interessant waren auch die Erklärungen, dass die Gestalten im Eigentum von jeweils einem Mann sind, und mit ihren gelegentlichen Auftritten ihr Überleben und dasjenige ihres Eigentümers sicherstellen. Man nennt diese Gestalten und ihre Tänze "Gule Wamkulu".


Nach diesem eindrücklichen Erlebnis fahren wir über eine steile Passstrasse nördlich des Chirobwe und kaufen unterwegs ein von einem Jungen aus Holz in Handarbeit gefertigtes Landrovermodell. Kurz darauf werden wir von einer Polizeikontrolle angehalten. Insgesamt sechs Polizisten scharen sich um den Santi und wollen diverse Dokumente sehen und den Inhalt prüfen. Wir verwickeln sie in ein Gespräch und zeigen ihnen das gekaufte Landrovermodell. Rasch rückt ihre ursprüngliche Prüfungsabsicht in den Hintergrund und sie vergessen, den Inhalt unseres Autos zu kontrollieren, und sogar den einverlangten Versicherungsnachweis interessiert sie bald nicht mehr.

Amüsiert fahren wir weiter und erreichen in Lilongwe rasch den direkt auf dem Golfplatz gelegenen Campingplatz. Bereits bei der Anfahrt auf Lilongwe spüren wir den Temperaturunterschied zur Gegend um den Malawisee sehr stark - die Temperatur ist gut 10 ° C tiefer!

24. bis 27. Juni 2008

Entgegen den Angaben unseres Reiseführers ist der Campingplatz auf dem Golfplatz nicht besonders ruhig gelegen. Er eignet sich höchstens für Gehörlose oder für Leute, die gerne bis morgens um vier Uhr in der Disco abtanzen. Zudem hält sich der Nachtwächter wach, indem er den Radio in voller Lautstärke laufen lässt… Das Positive an diesem Campingplatz ist hingegen das fliessende warme Wasser und das nette und hilfsbereite Personal.

Für den Wechsel des Öl- und Dieselfilters vom Santi empfiehlt uns der Manager vom Golfclub die City-Garage, welche etwas ausserhalb des Stadtzentrums von Lilongwe gelegen ist. Am Nachmittag treffen wir dort ein und erklären unsere Wünsche. Nachdem der „Mechaniker“ einige Minuten lang den Ölfilter oberhalb und neben dem Motor suchte, erklärt er uns, wir sollen am nächsten Morgen erscheinen. Wir wundern uns, weshalb er den Ölfilter nicht unter dem Motor, dort, wo Ölfilter zu sein pflegen, suchte, erscheinen aber am nächsten Morgen pünktlich wieder in der Garage. Dort lässt uns der Manager durch den Receptionisten ausrichten, dass er die Vornahme von Arbeiten an unserem Auto ohne Angabe von Gründen verweigere. Wir fahren deshalb zur IVECO-Garage, und erfahren dort das pure Gegenteil: Die Leute sind hocherfreut, einen Santana zu sehen, und lassen alles stehen und liegen. Die gesamte Werkstattcrew schart sich um das Auto, und alle wollen beim Filter- und Ölwechsel mithelfen. Der Werkstattchef stellt fest, dass das Öl des hinteren Differentials ausgewechselt werden sollte, was wir natürlich gleich erledigen lassen, und zudem werden die Blattfedern tüchtig geschmiert. Die ganzen Arbeiten dauern insgesamt rund eineinhalb Stunden und kosten mit dem Diff-Öl nur knapp CHF 70.

In einer Wechselstube können wir zu unserer grossen Erleichterung sowohl unseren sambischen wie auch den moçambikanischen Geldvorrat in malawisches Geld umtauschen und finden nach einigem Suchen sogar noch einen Geldautomaten, der unsere VISA-Karte akzeptiert.

Direkt neben einer Hauptstrasse befindet sich ein Souvenirmarkt, wo die Einheimischen diverse Handfertigkeiten feilbieten. Wir besuchen diesen Markt mehrmals und werden bald wie Stammgäste begrüsst – wohl auch, weil wir uns ein paar Andenken erstehen und ein paar Worte Chichewa lernen. Allerdings merkt man gut, dass man sich an einem touristisch angehauchten Ort befindet, nennen doch die Verkäufer als Erstsumme jeweils fantastisch hohe Preise. Dank unserer Hartnäckigkeit und in arabischen Ländern gesammelten Erfahrungen können wir die Preise auf ein Niveau drücken, das unseres Erachtens im Ergebnis für beide Seiten als fair bezeichnet werden kann. Nicht ganz einfach wird es allerdings, die Souvenirs im und auf dem Auto zu verstauen. Während Helen auf dem Autodach sitzend mit Klebeband rüttelfeste Verpackungen herstellt, modifiziert Markus die Gurtbefestigung.

Aufgrund der zunehmenden Rückenbeschwerden von Markus suchen wir sowohl einen Allgemeinarzt aus den Niederlanden als auch zweimal einen Physiotherapeuten aus Spanien auf, wobei letzterer wahre Wunder vollbringt!

Der Campingplatz liegt nicht nur direkt auf dem Golfplatz, sondern auch direkt neben einem Tennisplatz. Dies weckt bei Helen Tennis-Gelüste, ist sie doch eine passionierte Tennisspielerin. So organisiert sie eine gesamte Tennisausrüstung und kommt um vier Uhr zu einer Tennisstunde mit einem Tennislehrer. Wobei Tennislehrer zuviel gesagt ist, denn bereits nach ein paar wenigen Ballwechseln wird klar, dass der angebliche Tennislehrer Bälle nur per Zufall trifft und vom Tennisspielen nur wenig mehr Ahnung hat als Markus. Letzterer bildet den Fanclub von Helen und quittiert gut gespielte Punkte mit Hupen, Johlen, Singen und Klatschen – ein Novum auf dem Gelände des Tennisclubs von Lilongwe! Helen macht es riesigen Spass nun sogar in Malawi Tennis gespielt zu haben - erst Recht mit einem grossen Fan an ihrer Seite.

28. Juni 2008

Frühmorgens bei nur 6 ° C (brrr!!!) machen wir uns auf in Richtung Sportgeschäft. Dort angekommen, wählen wir die an der Türe angeschlagene Telefonnummer, um mitzuteilen, dass Kunden vor dem Geschäft warten und gerne etwas kaufen würden. Entgegen der Versicherung des Ladeninhabers, dass in Kürze jemand eintreffen werde, kaufen wir die Tennisschuhe in einem anderen Laden, da auch lange nach offizieller Ladenöffnungszeit noch niemand erschienen ist. Mit einer halben Stunde Verspätung kann Helen um halb neun bei gerade 7 ° C die ersten Bälle über das Netz spielen, während Markus am Rand des Spielfeldes Kaffee kocht. Dieses Mal kann von einem echt ausgebildeten Tennislehrer gesprochen werden, und Helen wird endlich etwas gefordert.

Nach einer heissen Dusche geht es quer durch den Stossverkehr von Lilongwe nordwärts. Auf engen und ausgewaschenen Sand- und Erdpisten irren wir mit Hilfe des GPS durch die Landschaft und weichen weggespülten Brücken aus, bis wir direkt neben einem Gefängnis auf eine breitere Piste stossen und auf einer malerischen Bergstrecke bis zum Südende des Nkhotakota Wildlife Reserves fahren.

Auf einer sehr selten befahrenen, steilen und steinigen Piste, die quer durch den Wald führt, erreichen wir bei dunkelster Nacht den Campingplatz. Die Anfahrt mitten durch den dunklen Wald dünkt uns etwas unheimlich, erst recht, weil wir nicht wissen, was uns am Ende des Weges erwarten wird. Nach einer knappen Stunde rumpliger Fahrt erreichen wir eine Barriere. Kurz darauf erscheint ein kleiner Mann mit einem langen Karabiner vor uns. Er stellt sich als Wächter und Guide Namens Mikel vor und begleitet uns zum Campingplatz – wobei Campingplatz etwas zuviel gesagt ist, handelt es sich doch bloss um eine Fläche von ca. 100 m2, die zum Campieren geeignet ist, da die restliche Fläche steil abfallend ist. Mikel merkt unsere Müdigkeit und wünscht uns mit einem Händedruck eine gute Nacht.

29. Juni 2008

Mikel erklärt uns, dass der Campingplatz offiziell bereits seit 1996 geschlossen ist. Da er aber mit seiner Familie seit 20 Jahren völlig allein inmitten der Wildnis lebt, ist er froh, wieder einmal Gäste zu haben, und so bleibt er gerne etwas in unserer Nähe und weiss viel zu erzählen. Mikel strahlt trotz seiner bescheidenen Lebensweise eine enorme Zufriedenheit und Lebensfreude aus. Wir sind beeindruckt von seiner Menschlichkeit und seinem Vertrauen.

Eigentlich hätten wir heute weiterfahren wollen, aber da es uns hier so gut gefällt, beschliessen wir spontan, noch eine Nacht hier zu bleiben. Helen hängt die in Lilongwe am Morgen gewaschenen Kleider an die Wäscheleine, und gemeinsam geniessen wir die Zeit ohne jeglichen Fliegen, Mücken oder andere Insekten. Noch selten auf unserer Afrikareise waren wir von so klarer Luft und soviel Ruhe umgeben! Wer sich nicht scheut, eine Stunde im Schritttempo über eine steinige Waldpiste zu rumpeln, das Risiko, den Weg nicht auf Anhieb zu finden, nicht scheut, und bereit ist, weit und breit keinen Menschen anzutreffen und auf jegliche Infrastruktur zu verzichten, wird den wohl schönsten und ruhigsten Campingplatz ganz Afrikas finden.

30. Juni 2008

Kurz vor unserer Abfahrt erscheint der Chef von Mikel auf seinem Motorrad. Letzterer ist nämlich gestern bis nach Mbobo gelaufen und hat seinem Chef von seinen zwei Gästen erzählt. Sein Chef hat dies offenbar nicht geglaubt und wollte die ersten Gäste seit sehr langer Zeit mit eigenen Augen sehen. In unserer Anwesenheit übergibt Mikel seinem Chef die Campingplatzgebühr, welche wir ihm gestern bezahlten, und der Chef quittiert uns den Erhalt des Geldes mit grossem Stolz.

Nicht ohne Wehmut verlassen wir diesen wunderschönen Ort und machen uns auf den Weg nach Kasungu. Dort angekommen wird uns mitgeteilt, dass in der ganzen Stadt kein Diesel erhältlich sei. Für uns ist dies nicht so schlimm, haben wir doch immer noch eine Reichweite von über 1'000 km. Auf guter Teerstrasse geht es jetzt durch eine hügelige, teils mit Miombe- und Pinienwälder, teils völlig abgeholzte Landschaft. Die abgeholzten Landstriche sehen trostlos aus und werden durch grosse Aufforstungsprojekte nur teilweise ersetzt. Einerseits beeindrucken uns immer wieder die starken Männer, welche teilweise enorme Lasten auf dem Fahrrad transportieren. Dafür stimmt uns der Umstand sehr traurig, dass in Afrika sehr viele Kinder ihre Kindheit nicht richtig ausleben können, sondern schon mit wenigen Jahren zum Teil intensive körperliche Arbeiten verrichten müssen.

In Mzuzu, einer der grössten Städte von Malawi, angekommen, sind wir froh, sowohl Geld beziehen wie auch voll tanken zu können. Da es bereits später Nachmittag ist, machen wir es uns im Innenhof des "Kaka Motels" bequem. Es ist der Umstand zu bemerken, dass der Besitzer des Motels zur Sicherheit jeden Tag seinen Mercedes in den Eingang stösst. Stossen deswegen, weil der Motor nicht mehr anspringt....

1. Juli 2008

Unser heutiger Wunsch ist das Auffinden der Zuwurufu-Hängebrücke. Bei dieser Brücke handelt es sich um eine der letzten verbliebenen Bambushängebrücken. Wir sind riesig gespannt, wie eine solche "Basket-Bridge" wohl aussehen mag. Erst recht, weil die meisten dieser Hängebrücken mittlerweile durch Stahl- und Holzkonstruktionen ersetzt wurden. Die erste Brücke, die unseren Weg kreuzt, zerbrach vor nur gerade einem Tag und riss sieben Menschen mit in die Tiefe. Sechs davon überlebten, und eine Person wird noch immer vermisst. Dass sie noch lebt, ist aufgrund der Krokodile sehr unwahrscheinlich. Dies erklären uns mehrere Menschen, die wir nach dem Weg zur Brücke fragen. Bei einer Schule wird ein Schüler von seinem Lehrer beauftragt, uns zu dieser Brücke zu führen. Wir lassen unser Auto stehen und machen uns auf den Weg zum Unglücksort. Dort angekommen, treffen wir auf eine richtiggehend zerfetzte Brücke, die nicht mehr passierbar ist. Bedrückt über dieses traurige Ereignis begeben wir uns kurz darauf wieder zum Santi.

Irgendwie sind wir nicht zufrieden, da wir sehr gerne eine intakte Hängebrücke (sog. Kandewu-Brücke) sehen würden. Der Schüler erklärt uns, dass in einer Entfernung von ca. 4 km noch eine intakte Hängebrücke zu finden sei. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Abzweigung und werden von einer grossen Kinderschar bis zur Hängebrücke begleitet. Die Hängebrücke besteht einzig aus mit Lianen zusammengebundenen Bambuszweigen. Obwohl wir meinen, die Brücke breche bereits vom blossen Ansehen zusammen, erweist sie sich als äusserst stabil. Auf allen vieren klettern wir zum grossen Gaudi von den uns begleitenden Kindern über die Brücke. Jedes Mal, wenn eine Bambusstaude unter unseren Händen oder Füssen knackt, beschleicht uns ein ungutes Gefühl - schliesslich warten im Fluss Krokodile auf ihr Morgenessen... Auch wenn das Überqueren der schwankenden und schwingenden Hängebrücke ein einmaliges Erlebnis ist, sind wir glücklich, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

Auf der Suche nach einem passenden Ort für unser Mittagessen stossen wir auf eine kleine mit "Wiwongw-Falls, 8 km" beschilderte Abzweigung. Die schmale und von vielen Steinen durchsetzte und ausgewaschene Erdstrasse geht steil bergauf und bergab und gibt viele wunderschöne Panoramablicke auf den Malawisee frei. Am Ende des Weges befindet sich eine kleinere Schule. Wir werden von den beiden Lehrern begrüsst. Stolz zeigen sie uns die Klassenzimmer und ihr Lehrerzimmer. Diverse Pläne, Skizzen und Tafeln hängen an den Wänden. Auf unsere Bitte hin singen die Kinder der ganzen Schule zusammen drei wunderschöne, mitreissende und begeisternde afrikanische Lieder. Sie haben so schön gesungen, dass wir ihnen stundenlang hätten zuhören können!

Auf der Weiterfahrt in Richtung Rumphi beschliessen wir spontan, die Manchewe-Wasserfälle zu besuchen. Sie befinden sich kurz vor Livingstonia und sollen mit einer Höhe von insgesamt 270 m die höchsten Wasserfälle von ganz Malawi sein. Der Weg auf das Hochplateau ist jedoch beschwerlich. Der steile Weg ist sehr schmal, steinig und teilweise mit losem Schotter belegt. An vielen Stellen ist der Weg fast fortgespült und die Erdstrasse wie ein Bachbett ausgewaschen. Zudem sind 20 Haarnadelkurven und unzählige andere enge Kurven zu durchfahren. Unsere grösste Sorge ist ein entgegenkommendes einheimisches Fahrzeug - zum Teil fahren die Einheimischen "auf Teufel komm raus" und ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Ausweichen wäre unmöglich gewesen...  Die Wasserfälle selbst imponieren uns nicht besonders - in der Regenzeit wäre es wahrscheinlich beeindruckender gewesen.

Von Livingstonia geht es zurück an den Malawisee, der aufgrund seiner Grösse aussieht wie ein Meer. Auch der Strand und die Wellen erinnern eher an ein Meer denn an einen See. In Karonga übernachten wir wie bereits gestern im Innenhof eines Motels.

2. Juli 2008

Frühmorgens brechen wir auf in Richtung Tansania. Der Weg bis zur Grenze wird von etlichen Polizeikontrollen unterbrochen, und wiederum stellen wir fest, wie nett, höflich und zuvorkommend die malawischen Polizisten sind. Im Ergebnis interessiert sie jeweils hauptsächlich, weshalb unser Auto dermassen schmutzig ist... Sie machen uns sogar mehrere Angebote, unser Auto selber zu waschen, was wir dankend ablehnen. Für sie ist es unvorstellbar, mit solch einem schmutzigen Auto fahren zu wollen. Unser Lieblingswort in Chichewa ist "Osandandaula", was soviel bedeutet wie "kein Problem". Malawi hat uns sehr gut gefallen, und die Ausreise aus Malawi erfolgt zügig und unkompliziert - in nur gerade 15 Minuten verlassen wir Malawi und nähern uns...

 

 

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